Du hast schon mal einen Lesben-Porno geschaut? Dann kennst du mit Sicherheit die sogenannte Tribadie, auch bekannt als “Scheren”. Dieser Begriff ist schon in Fernsehserien wie South Park oder in Filmen wie Blau ist eine warme Farbe aufgetaucht und Bands wie Scissor Sisters oder Scissorfight spielen darauf an.
Aber was genau ist dieses Scheren eigentlich? Trockensex? Eine richtige Stellung? Eine Art Aufnahmeritual? Der essentielle lesbische Geschlechtsakt oder doch nur ein fiktives Produkt heteropatriarchaler Strukturen? Und wie beliebt ist das Ganze au?erhalb der Porno-Branche?
Laut einiger queerer Promis wie Orange Is The New Black-Star Lea DeLaria gibt es so etwas wie Scheren gar nicht. Solche Aussagen haben aber vielleicht damit zu tun, dass queere Frauen nur selten mit etwas assoziiert werden wollen, das die Mainstream-Porno-Industrie als “Lesbensex” bezeichnet – denn dabei geht es quasi immer um dunne, wei?e Cis-Frauen, die mit gemachten Fingernageln ihre Genitalien bearbeiten. Dadurch denkt die Hetero-Welt frustrierenderweise, dass Lesben nur dann Sex haben, wenn sie sich gegenseitig einen Lapdance verpassen. Scheren hat aber auch aus ergonomischen Grunden einen schweren Stand: Teilweise fuhlt sich das Ganze an wie eine komplizierte Yoga-Stellung. Zudem wird Sex ohne Penetration oftmals gar nicht als Sex angesehen.
Das Konzept des Scherens (und allgemein des Lesbensex) ist so umstritten, dass die Queer-Website Autostraddle eine Umfrage erstellt hat, um zu analysieren, wie die User zu dem Thema stehen. Das Ergebnis: Scheren gibt es doch – und der Akt gehort fur fast 40 Prozent der Umfrageteilnehmer regelma?ig zum Geschlechtsverkehr.
Was zum Teufel ist Scheren eigentlich?
Wie bereits erwahnt, wird Scheren in der Fachsprache als Tribadie oder Tribadismus bezeichnet und beinhaltet grob gesagt, dass eine Frau ihr Genital an ein Korperteil – zum Beispiel das Genital, die Oberschenkel, den Hintern oder den Oberkorper – einer anderen Frau reibt. Obwohl man Scheren nicht wirklich mit penetrativem Geschlechtsverkehr verbindet, konnen dabei auch die Finger oder ein Dildo zum Einsatz kommen.
Was man hingegen quasi immer mit dem Scheren verbindet, ist – wie der Name schon suggeriert – das Bild von ineinander verknoteten Frauenbeinen, das an zwei Scheren erinnert. Falls du dir darunter immer noch nichts vorstellen kannst, dann mache mit deinen beiden Handen das Peace-Zeichen und fuhre die beiden Zwischenraume der Zeige- und Mittelfinger zusammen. Voila, du hast gerade eine Sexstellung nachgestellt, die deiner Gro?mutter wahrscheinlich Angst einjagen wurde.
Die Positionen beim Scheren sind vielfaltig – egal ob nun Missionars-, Reiter- oder Loffelchenstellung. Im Grunde sind die eigene Fantasie und Flexibilitat die einzigen Grenzen. In verschiedenen Kulturen hat das Scheren ubrigens auch verschiedene Spitznamen: In Sudamerika macht man Tortillas, in Frankreich spricht man von einem Handbohrer und in China poliert man Spiegel. Aber wo kommt das Ganze eigentlich her?
Der Ursprung des Scherens
Die alten Griechen und Romer hatten keine spezifischen Worter fur den Sex zwischen zwei Frauen minichat app. Sie konnten sich allgemein gar nicht vorstellen, dass zwei Frauen ohne “phallische” Komponente miteinander schlafen konnen. Deswegen bezeichnete “Tribade” Ende des ersten Jahrhunderts auch noch eine Frau, die andere Frauen oder Manner mit Dildos oder ihrer eigenen Klitoris penetrierte. In der Mythologie und in der Kunst wurden Tribaden demnach auch als Frauen mit Riesen-Klitoris dargestellt.
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Im Laufe der Spatantike wurde das Wort “Tribade” schlie?lich immer mehr mit dem weiblichen Geschlechtsakt assoziiert, den wir heute als Scheren kennen. Das Wort selbst ist eine Kombination aus dem griechischen ????? (tribo) – “reiben”– und ?????? (tribas) – “eine Frau, die unsittliche Dinge mit sich selbst oder anderen Frauen anstellt”.
Laut Rictor Nortons Buch Myth of the Modern Homosexual bezog sich “Tribade” in europaischen Texten von 1601 bis Mitte des 19. Jahrhunderts allgemein auf (vulgare) Lesben. Au?erdem merkt er an, dass der Begriff “Lesbe” dem hochgelobten Oxford English Dictionary zufolge erst 1870 auftauchte – dabei bezog man sich damit schon im 17. und 18. Jahrhundert auf gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen zwei Frauen.
Obwohl das Scheren in der offentlichen Wahrnehmung nie wirklich gut weggekommen ist, hat es sich doch uber Jahrhunderte hinweg etabliert: Jetzt nach 2.000 Jahren erkennt man endlich, wie vielseitig, spa?ig und befriedigend diese Technik sein kann. Zwar wird es nie den einen Akt der lesbischen Liebe geben, denn queerer Sex ist genauso grenzenlos wie queere Menschen selbst, aber das Scheren kommt da schon recht nahe ran.